Am 14. Oktober 1927 wurde Roger Moore geboren. Als Agent James Bond war er sehr erfolgreich, er spielte die Rolle in sieben Filmen. Und doch musste er sich oft unschmeichelhafte Vergleiche mit seinem Vorgänger Sean Connery anhören. 1983 kam es sogar zu einem Kinoduell zwischen den 007-Stars.
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Niemand will nur der Zweitbeste sein. Daher ist es wahrscheinlich, dass Roger Moore nicht gerade glücklich darüber war, in diversen Interviews darauf angesprochen zu werden, dass er in der Rolle des weltberühmten Kino-Geheimagenten James Bond 007 zwar überzeuge und viel Geld einspiele, aber Sean Connery eben doch der beste und einzig „wahre“ Bond gewesen sei.
Anmerken ließ sich Moore etwaigen Unmut jedoch nicht. Stattdessen reagierte der für seinen schlagfertigen Humor bekannte Brite mit selbstironischen Pointen. Ebenso parierte er mit lässigen Sprüchen die Frage, ob er sich nicht endlich mal in „ernsten“ Filmen versuchen wolle: „Für Bond nehmen die Produzenten immer viele Millionen in die Hand, die es dann wieder einzuspielen gilt“, sagte er dann. „Ich glaube, das ist für sie durchaus eine ziemlich ernste Sache.“
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Zwar waren viele Bond-Fans derselben Meinung wie die Moore-Kritiker und bevorzugten den ersten Kino-Bond Connery. Aber wohl genauso viele mochten Moores Interpretation der Rolle lieber. Sie war humorvoller, ironischer und „leichter“ als Connerys, der als Bond zwar auch lockere Sprüche gerissen hatte, aber grundsätzlich härter und rabiater als Moores Bond gewesen war.
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Nach nur einem einzigen Einsatz als James Bond warf er hin
Connery hatte die Rolle seit 1962 zunächst in fünf Filmen verkörpert und damit Weltruhm erlangt. Da er sich aber zu sehr auf die Figur festgelegt und zudem unterbezahlt fühlte, nahm er nach „Man lebt nur zweimal“ 1967 vorerst seinen Hut. 1969 versuchte sich George Lazenby an der Rolle, warf aber nach nur einem Film schon wieder hin. 1971 folgte ein Comeback von Connery in „Diamantenfieber“. Die Produzenten hatten den Schauspieler mit viel Geld dazu überredet, das er für wohltätige Zwecke in seiner schottischen Heimat spendete.
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Dann kam Roger Moore ab 1973 an die Reihe. Der Schauspieler, geboren am 14. Oktober 1927 in London, war vor seinem 007-Debüt vor allem in der Rolle des Fernsehhelden Simon Templar weltbekannt geworden, die er von 1962 bis 1969 gespielt hatte. 1971 bis 1972 spielte er mit Tony Curtis in der Serie „Die Zwei“, die aufgrund ihrer legendären „Schnodderhumor“-Synchronisation vor allem in Deutschland Kultstatus erreichte.
Mit „Leben und sterben lassen“ gelang Moore ein solider Start als 007. In Hauptspielorten wie New Yorks afroamerikanisch geprägtem Stadtteil Harlem surfte der Film auf der damaligen Blaxploitation-Welle. 1974 folgte „Der Mann mit dem goldenen Colt“, der mit Drehorten in Asien wiederum die Flut karatelastiger Eastern-Filme aufgriff, die damals en vogue waren. Die Kritiken waren durchwachsen. In beiden Filmen hatte Moore noch nicht hundertprozentig in die Rolle gefunden.
Erst mit „Der Spion, der mich liebte“ (1977) fand Moore seinen „Sweet Spot“ als James Bond. Die Chemie mit Spielpartnerin Barbara Bach als sowjetische Agentin Anya Amasova stimmte, und der Film hatte die richtige Balance aus Spannung, Action und Humor. Er war zudem viel opulenter als die beiden Vorgängerfilme.
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Spektakuläre Stunts wie der Sprung mit einem Union-Jack-Fallschirm begeisterten das Publikum, ebenso Bonds Lotus-Esprit-Unterwassersportwagen, der metallzahnige Widersacher „Beißer“ (Richard Kiel) und Bösewicht Stromberg (Curd Jürgens). Dessen Unterwasser-Festung und U-Boot-fressenden Supertanker hatte der langjährige Bond-Setdesigner Ken Adam spektakulär gestaltet. Moore bezeichnete diesen Film später als seinen klaren Favoriten unter seinen eigenen Bond-Streifen.
Mit „Moonraker“ wollten die Produzenten 1979 im Hinblick auf Opulenz und Spektakel den großen Vorgängerfilm in den Schatten stellen und vom Hype um „Krieg der Sterne“ (1977) profitieren. Das mündete zwar in einen enormen Erfolg an der Kinokasse, aber vielen Fans und Kritikern waren Lasergefechte im Weltraum bei einem 007-Film dann doch zu gewagt.
„In tödlicher Mission“ (1981) geriet daraufhin deutlich bodenständiger (im doppelten Sinne) und trotz einiger üblicher Gags auch ernster. Von den Filmen der Moore-Ära war dies am ehesten ein klassischer Thriller wie einst Connerys „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963); für nicht wenige Fans ist dies daher ihr Lieblings-Moore-Bondfilm.
1983 erwies sich dann als denkwürdig für Bond-Liebhaber. Denn in diesem Jahr erschienen gleich zwei 007-Filme. Der Grund war ein langjähriger Rechtsstreit, aufgrund dessen es Produzent Kevin McClory gelang, außerhalb der offiziellen Reihe von Albert R. Broccolis Eon-Productions einen rivalisierenden Bond-Film in die Kinos zu bringen. McClorys größter Coup war dabei, dass er Connery für ein letztmaliges Comeback gewinnen konnte. Und so traten Moore mit „Octopussy“ und Connery mit „Sag niemals nie“, einem Remake von „Feuerball“ (1964), im Kino gegeneinander an. Sie betonten dabei aber stets, privat gut befreundet zu sein.
Am Ende wurden beide Filme Kassenschlager, wenn auch Moores 007-Epos finanziell knapp die Nase vorn hatte. Daraufhin übernahm Moore 1985 in „Im Angesicht des Todes“ ein letztes Mal die Rolle, obwohl er mit 57 Jahren in den Augen vieler nun deutlich zu alt dafür war. In sieben Filmen hatte Moore somit den Agenten ihrer Majestät gespielt – so oft wie kein anderer Bond-Darsteller innerhalb der offiziellen Eon-Reihe vor oder nach ihm.
Nach seinem Bond-Abschied engagierte sich Moore bis zu seinem Tod 2017 vor allem als Unicef-Botschafter für wohltätige Zwecke. Nicht nur deswegen bleibt er als sympathischer, warmherziger Menschenfreund in Erinnerung, was eine Anekdote illustriert, die der Drehbuchautor Marc Haynes teilte:
Als Siebenjähriger wurde Haynes im Jahr 1983 am Flughafen von Nizza auf Roger Moore aufmerksam und bat seinen Großvater, ihn um ein Autogramm zu bitten. Moore kam dessen Wunsch gerne nach. Doch als der Blick des Jungen einen Moment später auf die Unterschrift fiel, stellte er enttäuscht fest, dass dort ein falscher Name stand, den er gar nicht kannte. Er schickte seinen Großvater zurück, der zu Moore sagte: „Mein Enkel meint, Sie haben mit einem falschen Namen unterschrieben. Er sagt, Ihr Name sei James Bond.“
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Moore guckte erst verdutzt, dann verstand er, rief den Jungen zu sich heran und flüsterte: „Ich muss als ‚Roger Moore‘ unterschreiben, denn sonst könnte Blofeld herausfinden, dass ich hier bin.“ Moore spielte damit auf den Erzfeind von 007 an. Er bat den Siebenjährigen, niemandem zu verraten, dass er gerade James Bond gesehen hatte, das sei jetzt ihr gemeinsames Geheimnis. Der Junge war begeistert.
Als 30-Jähriger traf Haynes bei einer Filmaufnahme für Unicef ein zweites Mal auf Moore und erzählte ihm die Geschichte. Der freute sich, sagte jedoch, er könne sich nach der langen Zeit nicht mehr daran erinnern. Aber nach dem Dreh nahm Moore ihn noch einmal zur Seite, blickte sich um und flüsterte: „Natürlich erinnere ich mich an unser Treffen in Nizza. Aber ich habe da drinnen gerade nichts gesagt, denn diese Kameraleute – jeder von denen könnte für Blofeld arbeiten.“
Martin Klemrath hat bei WELTGeschichte Themenschwerpunkte wie Geschichte der USA, Technikgeschichte, Kulturgeschichte und Zeitgeschichte. Er ist stolzer Besitzer einer handsignierten, in Leinen gebundenen Autobiografie von Roger Moore.